Silodenken ist eine der größten Herausforderungen in Unternehmen. Abteilungen agieren oft isoliert, strategische Ziele sind nicht ausreichend abgestimmt und eine gemeinsame Ausrichtung fehlt.
Zusammenfassung des Artikels
Silodenken verhindert eine effiziente Zusammenarbeit in Unternehmen. Die Hoshin Kanri X-Matrix ist ein Werkzeug, welches helfen kann, strategische Ziele abteilungsübergreifend zu verknüpfen und klare Verantwortlichkeiten zu schaffen. Die 5 Levels des horizontalen Alignments – von Information bis Integration – sorgen für eine strukturierte Abstimmung. So werden Ressourcen-Engpässe frühzeitig erkannt und Teams arbeiten gezielt auf gemeinsame Ziele hin. Dieser Artikel zeigt, wie Unternehmen durch diesen Prozess ihre Effizienz steigern und Silos auflösen können.
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Berücksichtigt man die Prinzipien der fünf Level des horizontalen Alignments, kann man für eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit sorgen und so aktiv gegen das Silodenken ankämpfen. Um die Umsetzung dieser Strategie gewährleisten zu können, gibt es verschiedene Ansätze. Einer davon ist die aus Japan stammende Methode der Hoshin Kanri X-Matrix, die in diesem Blogartikel beispielhaft aufgegriffen wird. Sie stellt im Zuge der Strategieentwicklung und -umsetzung sicher, dass alle Unternehmensbereiche auf gemeinsame Ziele hinarbeiten. Dabei werden langfristige Visionen in konkrete, messbare Maßnahmen übersetzt und über alle Hierarchieebenen hinweg kommuniziert.
Darum handelt es sich bei der Hoshin Kanri X-Matrix
Ihren Namen verdankt die X-Matrix dem X, welches sie in vier Bereiche untergliedert. Diese Darstellungsweise ermöglicht eine strukturierte Visualisierung der strategischen Ziele, der dazu notwendigen Maßnahmen, der verantwortlichen Teams sowie der relevanten Kennzahlen. Das Besondere: Durch die Matrix-Darstellung wird sichtbar, wie die einzelnen Elemente miteinander verknüpft sind. Genau das hilft dabei, isoliertes Abteilungsdenken aufzubrechen und die Zusammenarbeit zu fördern.

Im Folgenden wird genauer beschrieben, wie der Prozess des horizontalen Alignments abläuft. Alles Weitere zur X-Matrix und Details zu Durchbruchzielen, Jahreszielen oder Verbesserungsprioritäten lesen Sie in meinem Blogartikel “Die Hoshin Kanri X-Matrix – Raus aus den Silos”.
Die 5 Level des horizontalen Alignments
Die Auflösung des Silodenkens folgt einem strukturierten Prozess. Dabei wird nicht nur festgelegt, wer wofür verantwortlich ist, sondern auch, wen man in welcher Intensität für die Umsetzung benötigt. Dies geschieht mittels der 5 Levels des horizontalen Alignments:

- Integration – Enge Verzahnung der Bereiche, sodass die Strategie als gemeinsames Ziel verfolgt wird.
- Beispiel: Alle Abteilungen eines Unternehmens arbeiten integriert daran, die Nachhaltigkeitsziele der Organisation zu erreichen, indem sie ihre jeweiligen Strategien darauf abstimmen.
- Herausforderung: Eine echte Integration erfordert eine kontinuierliche Abstimmung, Vertrauen zwischen den Abteilungen und eine starke Führungsstruktur, um die gemeinsame Ausrichtung sicherzustellen.
- Koordination – Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Bereichen zur Abstimmung der Umsetzung.
- Beispiel: Die Logistikabteilung und der Einkauf koordinieren Liefertermine und Lagerkapazitäten, um Engpässe zu vermeiden.
- Herausforderung: Klare Kommunikationswege und abgestimmte Zeitpläne sind notwendig, um Verzögerungen oder doppelte Arbeit zu verhindern.
- Konsultation – Meinungen und Expertenwissen aus anderen Bereichen werden eingeholt.
- Beispiel: Vor der Einführung eines neuen CRM-Systems wird das Vertriebsteam konsultiert, um sicherzustellen, dass alle relevanten Anforderungen berücksichtigt werden.
- Herausforderung: Die relevanten Stakeholder müssen frühzeitig einbezogen werden und es muss sichergestellt werden, dass deren Input tatsächlich in die Entscheidung einfließt.
- Information – Reine Informationsweitergabe ohne direkte Beteiligung.
- Herausforderung: Sicherstellen, dass die Information rechtzeitig und in verständlicher Form ankommt, um Missverständnisse oder Verzögerungen zu vermeiden.
- Beispiel: Das IT-Team informiert die Marketingabteilung über geplante Systemwartungen, die Auswirkungen auf das Kundenportal haben könnten.
Ressourcen-Engpässe frühzeitig erkennen
Im Zuge des horizontalen Alignments ist ein entscheidender Vorteil der X-Matrix die Möglichkeit, Ressourcen-Engpässe frühzeitig zu identifizieren. Sie verdeutlicht beispielsweise, wenn eine Abteilung wie die IT mehrfach in verschiedene Projekte involviert ist. Dadurch wird sichtbar, wo Kapazitätsengpässe entstehen könnten. Dies erlaubt es dem Management wiederum, klare Prioritäten zu setzen und Projekte gegebenenfalls zu verschieben oder zu depriorisieren. So können Überlastungen vermieden und Kapazitätsmängel aktiv gemanagt werden – ein Punkt, mit dem viele Unternehmen häufig Schwierigkeiten haben.
So läuft der Alignment-Prozess im Detail ab

- Schnittstellen identifizieren:
- Zunächst werden alle relevanten Schnittstellen mit konkreten Namen und Funktionen identifiziert. Hierbei wird jede Schnittstelle aufgenommen, bei der es kritische Abhängigkeiten gibt. Es reicht nicht aus, nur die betroffene Abteilung zu benennen – vielmehr müssen die verantwortlichen Personen mit Namen und ihrer spezifischen Funktion erfasst werden. Dies ermöglicht eine präzise Zuordnung von Verantwortlichkeiten und fördert eine gezielte Zusammenarbeit.
- Anschließend werden diese Schnittstellen in der Hoshin Kanri X-Matrix visualisiert, um eine klare und nachvollziehbare Darstellung der Verknüpfungen zu gewährleisten.
- Unterstützungsbedarf definieren:
- Basierend auf den fünf Levels des horizontalen Alignments wird der konkrete Unterstützungsbedarf systematisch definiert und realistisch eingeschätzt. Dabei wird für jede identifizierte Schnittstelle festgelegt, welche Art der Unterstützung erforderlich ist und in welchem Umfang diese erfolgen muss. Wichtig ist hierbei, nicht nur vage Anforderungen zu formulieren, sondern genau zu bestimmen, welche konkreten Maßnahmen und Ressourcen notwendig sind.
- Anschließend werden das jeweilige Level (1-5) sowie eine kurze Beschreibung der Unterstützung direkt in die Hoshin Kanri Matrix eingetragen.
- Um eine effiziente Umsetzung zu gewährleisten, wird daraufhin ein Alignment-Meeting mit den relevanten Schnittstellen geplant, in dem die Anforderungen final abgestimmt werden.
- Horizontales-Alignment-Meeting durchführen:
- In diesem Meeting wird der konkrete Bedarf detailliert besprochen. Dabei geht es darum, genau festzulegen, welche Art der Unterstützung benötigt wird und in welchem Umfang diese erfolgen muss.
- Die benötigten Ressourcen werden realistisch eingeschätzt. Hierzu zählen sowohl personelle als auch materielle Ressourcen, um die Umsetzung der Maßnahmen sicherzustellen.
- Die einzelnen Aufgaben werden einer Zeitschiene zugeordnet. Dies geschieht durch eine verbindliche Festlegung von Fristen und Meilensteinen, sodass eine klare Roadmap für die Umsetzung entsteht.
- Falls Unstimmigkeiten oder Engpässe erkannt werden, werden direkt im Meeting Lösungen erarbeitet, um mögliche Verzögerungen oder Kapazitätsprobleme zu vermeiden.
- Umsetzung monitoren:
- Die zuvor definierten und gemeinsam abgestimmten Aktionen werden kontinuierlich überwacht, um sicherzustellen, dass sie planmäßig umgesetzt werden. Dies umfasst eine regelmäßige Überprüfung der Fortschritte im Aktionsplan sowie eine Bewertung der tatsächlichen Ergebnisse im Vergleich zu den geplanten Zielen.
- Ein zentraler Bestandteil dieses Schrittes ist die regelmäßige Einbindung der identifizierten Schnittstellen in Review-Termine. In diesen Meetings werden der aktuelle Status, mögliche Hindernisse und notwendige Anpassungen besprochen. Die Schnittstellen sollten aktiv eingeladen werden, um ihr Feedback und ihre Einschätzung zur Umsetzung abzugeben. Dies ermöglicht eine frühzeitige Identifikation von Engpässen oder Herausforderungen und bietet die Möglichkeit, proaktiv Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Beispiele aus der Praxis
Ein Negativbeispiel: Fehlende Ausrichtung bei einer Maschineninstallation
Ein mittelständisches Unternehmen im Bereich Sondermaschinenbau plante die Installation einer neuen Fertigungsmaschine, ohne die Prinzipien der fünf Levels des horizontalen Alignments zu berücksichtigen. Der Produktionsleiter ließ die Maschine bestellen und installieren (nur Level 5: Information), ohne den Instandhaltungsleiter oder den Leiter der Qualitätskontrolle zu konsultieren (fehlendes Level 2: Konsultation). Die mangelnde Koordination (Level 3) führte dazu, dass wichtige Anforderungen für die Wartung und Qualitätssicherung nicht berücksichtigt wurden. Zudem fehlte eine enge Zusammenarbeit (Level 2), um die Mitarbeiter ausreichend zu schulen, und es wurden keine Prozesse definiert, um die Maschine optimal in die bestehenden Abläufe zu integrieren (fehlendes Level 1: Integration).
Auswirkungen: Die Maschine konnte nicht wie geplant in Betrieb genommen werden, da Wartungspläne fehlten und die Qualitätskontrolle nicht sicherstellen konnte, dass die Produkte den Anforderungen entsprachen. Es kam zu hohen Zusatzkosten durch Nacharbeiten und Schulungen, während die Produktion ins Stocken geriet. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, die fünf Levels konsequent umzusetzen, um Investitionen erfolgreich zu nutzen und Störungen im Betrieb zu vermeiden.
Ein Positivbeispiel: Erfolgreiche Anwendung der 5 Levels
Ein international agierendes Logistikunternehmen implementierte eine neue Software für das Lieferketten-Management und setzte dabei konsequent die fünf Levels des horizontalen Alignments um. Zu Beginn wurde der IT-Leiter nicht nur informiert (Level 5), sondern auch von den wichtigsten Stakeholdern wie der Leiterin für Operations und der Einkaufsleiterin konsultiert (Level 4). Gemeinsam wurden klare Schnittstellen definiert und Zuständigkeiten koordiniert (Level 3). Die Abteilungen arbeiteten eng zusammen, um sicherzustellen, dass die Anforderungen aller Abteilungen integriert wurden (Level 2). Schließlich wurde das System erfolgreich implementiert und die Prozesse vollständig integriert (Level 1).
Ergebnisse: Die Software führte zu einer deutlichen Verbesserung der Transparenz in der Lieferkette und einer Reduzierung von Lieferzeiten um 15 %. Darüber hinaus führte die enge Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen zu einer gestärkten Vertrauenskultur und besserer Abstimmung bei zukünftigen Projekten. Dieses Beispiel zeigt, wie die konsequente Anwendung der fünf Levels nicht nur Projekte erfolgreicher macht, sondern auch langfristige Verbesserungen in der Unternehmenskultur bewirken kann.
Wie hilft nun der Prozess des horizontalen Alignments dabei, das Silodenken aufzulösen?
- Transparenz schaffen: Jeder Bereich erkennt, welchen Beitrag er zur Gesamtstrategie leistet und wie seine Maßnahmen mit denen anderer Abteilungen zusammenhängen.
- Verantwortlichkeiten klären: Durch die explizite Zuweisung von Verantwortlichkeiten entsteht Klarheit darüber, wer für welche Maßnahmen und Ergebnisse zuständig ist.
- Fokus auf gemeinsame Ziele: Die Hoshin Kanri X-Matrix verbindet strategische Ziele mit operativen Maßnahmen und sorgt dafür, dass alle in die gleiche Richtung arbeiten.
- Regelmäßiges Review und Anpassung: Durch fortlaufende Evaluierung wird sichergestellt, dass die Strategie umgesetzt und bereichsübergreifende Zusammenarbeit gefördert wird.
- Ressourcen-Engpässe vermeiden: Engpässe bei stark beanspruchten Abteilungen (z. B. IT), werden frühzeitig sichtbar gemacht. Dies ermöglicht klare Priorisierungen und verhindert Überlastungen.
Haben Sie noch offene Fragen?
Haben Sie noch Fragen zum horizontalen Alignment? Dann kontaktieren Sie mich gerne per Mail unter info@kudernatsch.com oder per Telefon +49 8170 92233.
Falls Sie mehr zum Thema „Strategieumsetzung“ und „Ziele erreichen“ erfahren möchten, lege ich Ihnen mein kostenloses Webinar zur Strategieumsetzung ans Herz. Entdecken Sie auch meine Beratungsleistungen zum Thema „Strategieentwicklung“.
Dr. Daniela Kudernatsch ist Gründerin und Geschäftsführerin der Unternehmensberatung KUDERNATSCH Consulting & Solutions.
Sie ist eine erfahrene Strategieexpertin mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung. Fr. Dr. Kudernatsch hat in den Neunzigerjahren praktische Erfahrungen in verschiedenen Unternehmen gesammelt und berät seit 2001 Unternehmen national und international bei der Einführung von Managementsystemen. Hierzu zählen u.a. Hoshin Kanri, OKR (Objectives & Key Results), Balanced Scorecard, Lean Management.
Außerdem ist sie Bestseller-Autorin zahlreicher Managementbücher und wird häufig zu Key Notes oder Impulsvorträgen gebucht.
Dr. Daniela Kudernatsch